In der Gastronomie gibt eine goldene Regel: Die Küchenleistung muss nennenswert besser sein, als das, was sich die anvisierte Zielgruppe am heimischen Herd zubereitet.
Im veganen Bereich ist das lange nicht umgesetzt worden. In einer Szene, in der gefühlt jeder passionierter Hobbykoch mit Hang zum selbstkreierten Mehrgangmenü ist, dominierten Imbissangebote, Coffeeshops und linksalternative Kollektivläden das kulinarische Angebot.
Zum Glück entsteht langsam eine vegane Restaurantkultur fernab von Burgern und Chili sin Carne. Ein herausragendes Beispiel für diese Neueröffnungen ist das Wondergood im Stadtteil Bornheim. Hier präsentiert das Küchenteam eine Gemüseküche, die frische Zutaten mit verspielter Kreativität ungewöhnlich zubereitet und neu kombiniert. Die Karte liest sich dabei schon hoch interessant und trotz der detaillierten Beschreibung bleibt jedes Gericht eine kleine Überraschung. Altbekannte Speisen und Klassiker sucht man auf der wechselnden Karte vergebens, stattdessen bietet das Wondergood feine vegane Küche, die Inspirationen aus verschiedenen Teilen der Welt aufnimmt und gekonnt variiert.
Die Einrichtung ist klassisch und erinnerte mich bereits beim ersten Mal an ein typisches kleines norditalienisches Spezialitäten-Restaurant. Bei meinen beiden bisherigen Besuchen war der Service schnell, freundlich und extrem professionell, auf Nachfragen wurde stets kompetent geantwortet und die Wartezeiten waren, trotzdem es voll war, nie zu lang. Aus den veganen Geheimtipps hat sich das Wondergood zwischenzeitlich wohl herausgekocht, weswegen eine Reservierung unbedingt zu empfehlen ist. Bei unserem letzten Besuch saßen einige Gäste, trotzdem es abends schon fürchterlich kalt war, draußen.
Schon bei meinem erster Besuch im Sommer war ich positiv angetan, bei meinem letzten vor wenigen Tagen hat sich der gute Eindruck weiter bestätigt. Jeder Gang war für sich genommen ein Highlight. Meine Begleitung entschied sich für einen großen Salat als Vorspeise, der nicht nur wundervoll angerichtet war, sondern auch mit einem außergewöhnlichen Dressing überzeugte, dazu teilten wir uns Aioli mit Baguette.
Zum Hauptgang entschied sich mein Begleiter für Reisnudeln mit Salsa und Erdnussbällchen. Letztere entlockten ihm beim ersten Kosten einen verzückten Ausruf und tatsächlich spricht er bis heute begeistert über sie. Für mich gab es ein Nuss-Polenta-Türmchen mit Blattspinat auf Rote-Beete-Carpaccio und Karottenstroh. Eine wirklich gelungene Kombination und für mich eins der perfektesten Herbstgerichte überhaupt. Zum Nachtisch entschieden wir uns beide für die Wondergood-Torte. Und obwohl diese mit Marzipanmantel und Creme wirklich extrem mächtig ist, konnten wir beide nicht einen Krümel übrig lassen. Dazu ein wirklich hervorragender Espresso und der Abend war perfekt.
Ins Wondergood kann man auch mit den skeptischen Eltern gehen, ohne verschämt eingestehen zu müssen, dass die Karte sich liest wie in einem durchschnittlichen amerikanischen Diner. Wenn das die neue vegane Küche ist: Mehr davon!
Wondergood
Preungesheimer Straße 1
60389 Frankfurt am Main
Internet: www.wondergood.de